Dirk Zöllner mit dem Café Größenwahn

04.11.2005

Ueckermünder wählen Damengedeck

Dirk Zöllner begeisterte an Freitag mit einem musikalischen Menü sein Publikum in der Volksbühne

Nordkurier vom 7.11.2005 Nach zwei umjubelten Auftritten in Bugewitz gab Dirk Zöllner am Freitag ein Konzert in der Ueckermünder Volksbühne.’20 Jahre Zöllner plus 100 Jahre Volksbühne ist gleich Zöllner in der Volksbühne’ hatte es in der Ankündigung geheißen. Was wie eine einfache Gleichung klingt war für alle Beteiligten eine Wagnis, lag doch Dirk Zöllners einziger Ueckermünde-Auftritt (1987 in der Waterkant) schon so lange zurück, dass er selbst sich nicht mehr daran erinnern konnte. Auch hat sich die Volksbühne in den letzten zwei Jahren dank des Engagements ihres Betreibers Wolfgang Otto zu einem vielseitigen kulturellen Veranstaltungsort gemausert, Rock und Pop-Konzerte fanden bisher jedoch nicht statt.
Eine englische Sängerin dankte neulich allen, die einen ihrer Auftritte besuchen anstatt den Abend vorm Fernsehen zu verbringen und über das Programm zu schimpfen. Wer nun die drei Musiker am Freitag erlebte weiß dass sich dieser Aufwand lohnt. Dirk Zöllner, André Gensicke und Matze Manzke gaben fast drei Stunden ein großartiges Konzert und das Konzept des Abends kam den Fernsehgewohnten entgegen. Man saß in bequemen Sesseln, es gab Getränke und Popcorn, das im Verlauf des Abends noch eine besondere Rolle spielen sollte, und das Publikum selbst bestimmte per Menükarte was es an diesem Abend zu hören gab. Vom Kopfsalat über Herzragout mit Trauerklößen, dem Herrengedeck und der Schlachteplatte reichte die Palette. Zehn Menüs standen zur Auswahl, hinter denen sich eine gekonnte Mischung klassischer Songperlen verbarg. Gewonnen hat in Ueckermünder das Damengedeck mit einer gekonnten Version des Freundeskreis-Hits ’Anna’, das Herzragout u.a. mit Rio Reisers ‚Für Dich’ und die Schlachteplatte. Diese beinhaltete Stücke von AC/DC, Rammstein und Motörhead. Dass dies alles musikalisch mundete lag an der Rollenverteilung der drei Musiker die die Songs gesanglich unter sich aufgeteilt hatten. Neben dem langjährigen Partner André Gensicke an den Keyboards, der einige der schönsten Zöllner-Lieder geschrieben hat, brillierte vor allem der junge Matze Manzke mit Schlagzeug und Gesang. Wer erlebt hat wie dieser aus Wolgast stammende Musiker aus einem Pausengespräch über die kariogenen Substanzen in Popcorn einen Running Gag für den ganzen Abend entwickelt oder wie er einen plattdeutschen HipHop improvisiert, der vergisst schnell die Comedy-Klone aus dem Fernsehen und erfreut sich begeistert an soviel Spielfreude und Spontanität. Zwanzig Jahre steht Dirk Zöllner nun schon auf der Bühne, in Matze Manzke scheint er den idealen Partner gefunden zu haben um Ideen umzusetzen und sich die Spielfreude zu bewahren.

Natürlich standen auch reichlich Zöllner-Klassiker auf dem Programm des Abends. Diese wurden mit vielen humorvollen Geschichten gewürzt und in immer neuen Gewändern präsentiert. Von Pop über Rock, Soul und Funk reicht die Palette, vielen der Lieder hört man die sehr unterschiedlichen Projekte an in denen Dirk Zöllner derzeit arbeitet und auch die im nächsten Jahr geplante Hauptrolle des Musicals ‚Jesus Christ Superstar’ an der Dresdner Staatsoperette scheint schon durch seine kraftvolle Performance durch. Zum Schluss zitierte er gar Liebeslyrik aus dem neuen Heine-Programm und alle drei Musiker zelebrierten eine umjubelte Version des Serge Gainsbourg Klassikers ’Je T´Aime’. Erstaunt rieb man sich danach die eben noch Tränenlachenden Augen und wunderte sich wie schnell und vielfältig doch drei Stunden vergehen können.