Engerling

20.11.2004
Gasthaus "Zum Mühlengraben"
Dorfstraße 47 in 17398 Bugewitz

Bluesfans und Musiker trotzen Eis und Schnee

Die Berliner Blues Formation Engerling ist dafür bekannt von jeher auch in weit abgelegenen kleineren Orten aufzutreten. Von daher hätte unsere Region einiges zu bieten, allein in den letzten Jahren waren sie im Nordosten nicht live zu erleben. Der Einladung des Kulturvereins Weitblick folgten sie dennoch gern. Bei Vertragsunterzeichnung im Sommer ahnte jedoch noch niemand, dass sich vor dem Konzert ganz andere Hürden auftun würden. Der plötzliche Wintereinbruch brachte Schnee und Glatteis, dass die Anreise der Musiker um Stunden verlängerte. Rechts und links ihres Weges sahen sie Autos im Straßengraben liegen, ab Pasewalk versank alles in Schnee und Eis. Doch sie trotzen diesen Unbilden und trafen letztlich noch pünktlich in Bugewitz ein. Hier erwarteten sie schon die ersten Fans, von denen einer sogar aus Magdeburg angereist war.

Engerling live – das verspricht immer noch ein großartiges Konzerterlebnis und ein Wiederhören legendärer Lieder. Auch im 29. Jahr ihres Bestehens präsentiert sich die Band in Bestform.
Bei ihrem Bugewitz-Auftritt zeigten sie die unterschiedlichen Facetten ihres Könnens. Neben Eigenkompositionen, wie dem legendären ‘Muschellied’ oder dem Nachwendehit ‘Legoland’, gab es Songs der Stones, von den Doors und Fleetwood Mac. Seit Jahren als Begleitband des Detroiter Bluesheroen Mitch Rider in ganz Europa unterwegs, gehörten auch Songs aus seinem Repertoire zum Programm, die die Band kraftvoll und dynamisch umsetzte. Das alles trotz des sichtlich erkälteten Sängers Wolfram Bodag, der zwischen den Liedern immer wieder hustend hinter seinem Keyboard verschwand und sich dem Publikum ganz ungewohnt als Teetrinker präsentierte.
Erneut zeigte auch Weitblick-Techniker Gerd Wagner die Vielfalt seines Könnens.
Aber es war nicht nur der Abend von Engerling, die Band hatte sich auch die junge polnische Bluessängerin Magda Piskorczyk als Gast eingeladen. Nur von ihrem Mundharmonikaspieler begleitet spielte sie den eher traditionellen akustischen Blues. Mit großer Stimme und intensivem Gesang entlockte sie Standards wie ‘Every Day I got the Blues’ neue Seiten. Konzerte in Frankreich, Belgien und Amerika sind der Lohn ihres intensiven Spiels. Das Bugewitzer Publikum nahm sie im Sturm und dies mit durchaus leisen Tönen, die ihm volle Konzentration abverlangte. Wann muss eine Vorband schon mal Zugaben geben? Die beiden sympathischen Musiker aus Polen wurden immer wieder durch Applaus und Pfiffe dazu aufgefordert. Am Ende des Konzertes spielten alle Musiker gemeinsam und es zeigte sich, dass die junge Sängerin auch mit elekrischer Verstärkung brilliert. Da hatte Wolfram Bodags Stimme längst ihren Dienst versagt und das geplante ‘Mama Wilson’ musste leider ausfallen, eine Tatsache, die dem wunderbaren Konzert im vollen Gasthaus Zum Mühlengraben keinen Abbruch tat. Erst weit nach Mitternacht endete der Abend und die ca 180 angereisten Besucher machten sich auf den beschwerlichen Heimweg, hinaus in Schnee und Eis.