Hidden Sounds

18.03.2005
Gasthaus "Zum Mühlengraben"
Dorfstraße 47 in 17398 Bugewitz

Experimentelle Klänge und späte Belohnung

Tobias Morgenstern und Wolf Ram Dix in Bugewitz

Bugewitz. Bugewitz. Wenn’s am schönsten ist, soll man gehen, lautet ein Sprichwort. Genau dieses beherzigten Tobias Morgenstern und Wolf Ram Dix während ihres Konzerts am Freitagabend beim Kulturverein „Weitblick“ in Bugewitz: Fast bis zum Ende ihres Zwei-Stunden-Programms „Hidden Sounds“ hat es gedauert, bis der Funke übersprang und die Zuhörer zu mehr bereit waren, als nur freundlichen Applaus zu spenden für die Improvisationen des Akkordeon-Solisten Morgenstern und des Percussionisten Wolf Ram Dix.
Zu speziell schienen weite Teile des Programms – und all jene, die etwa die tiefe bis überschäumende Emotionalität von Morgensterns Tango-Projekt „Milonga triste“ erwartet hatten, mussten sich an die eher experimentellen Klänge der beiden aus Dresden beziehungsweise Leipzig stammenden Künstler erst gewöhnen: Hohles Fauchen des Akkordeons, sirrende und kratzende Percussion-Soli oder ganz atypisch vokaler Sprechgesang – Morgenstern und Dix forderten von ihrem Publikum die aufmerksame Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Die „Belohnung“: Besonders im zweiten Konzertteil nach der Pause wirkte das Programm spritziger, und Morgenstern fand mit Dix endlich zu jener Verschränkung von Melodik, mitreißender Spielfreude und präziser Rhythmik, die beide Künstler seit langem auszeichnet und die sie als Dozenten und Lehrbeauftragte an junge Musikergenerationen weitergeben.
Die Begeisterungsstürme, die Tobias Morgenstern und Wolf Ram Dix bei der Premiere von „Hidden Sounds“ auf der Seebühne Vitte offenbar geerntet haben, blieben in Bugewitz zwar aus. Doch wuchs der zurückhaltende Beifall mit der Verständlichkeit der Stücke – und am Ende konnten sich die Künstler noch über ein zufrieden trampelndes Publikum freuen. Das war nach den beiden Zugaben, deren Dramaturgie von Joseph Haydn und seiner „Abschiedssymphonie“ ähnelte: Wie beim Klassiker die Musiker nach und nach die Bühne verlassen, stand zuerst Morgenstern auf und schlüpfte in eine Zuhörerrolle; dann beendete auch Dix seine Percussion und überließ seiner allein weiterspielenden elektronischen Wave-Drum den sanft verhallenden Schlussakkord.
Siegfried Denzel