Miguel de Hoyos

18.11.2003

*Zarten Tönen folgt Explosion *
Mexikanischer Gitarrenvirtuose gibt in Ueckermünde ein Konzert. Ueckermünde. An das Konzert in der Ueckermünder Kreuzkirche waren große Ansprüche gestellt. Wie sonst ließe sich erklären, dass am Dienstag Abend wahre Menschenströme in das Gotteshaus flossen. Angekündigt war Miguel de Hoyos. Der mexikanische Gitarrist könne mehr als 400 Kompositionen aus dem Stand spielen, hieß es.
Ein überaus freundlicher und sympathischer Mann begrüßte seine Gäste, die die moderne Kirche bis auf den letzten Platz füllten. In spanischer und englischer Sprache unterhielt er sich mit ihnen, erzählte die Geschichten seiner Lieder. Dann aber ließ er seine akustische Gitarre erzählen: vom Tod des Torreros, von Liebe, Freud und Leid. Miguel de Hoyos spielte auf den Saiten des Instruments mit einer Leichtigkeit, dass man hätte meinen können, sie bringt die Töne von allein hervor. Besonders beeindruckend auch die Kontraste – mal entlockte er seiner Gitarre hauchzarte Töne, um im nächsten Moment eine Explosion herbeizuführen. Sein Gesang stand seinem instrumentalen Können in nichts nach. Pure Leidenschaft und viel Gefühl ließen den Funken vom Künstler auf das Publikum schnell überspringen.
14 000 Kilometer hat er dafür zurückgelegt, um in Ueckermünde spielen zu können, so sagte er an diesem Abend. Der mexikanische Gitarrist weilte eine Woche vor dem Konzert am Haff in Dresden. Dort nahm er an einem Internationalen Gitarrenfestival teil. Jörg Nassler, selbst Gitarrist, lernte seinen Kollegen während eines Mexikoaufenthaltes kennen und lud ihn nach Dresden ein.
Da Nassler auch mit dem Ueckermünder Buchhändler Holger Brandstädt bekannt ist, lag die Schlussfolgerung nahe, dass der Mann aus dem fernen Mexiko selbstverständlich auch in Ueckermünde auftreten muss. Die Evangelische Kirchengemeinde der Haffstadt war schnell mit im Boot und somit stand auch der Konzertsaal fest.

Unglaubliches Hörerlebnis
Miguel de Hoyos begann im Alter von elf Jahren mit dem Gitarrespielen. 16-jährig gab er sein erstes Konzert. Unzählige Konzerte und gefeierte Auftritte bei bedeutenden Gitarrenfestivals liegen hinter ihm. Dennoch trat der Mann mit einer Freude, Leichtigkeit und Bescheidenheit vor sein Publikum, als stehe er am Anfang seiner Karriere. Als er das Lied “Don’t cry for me Argentinia” aus Andrew Lloyd Webbers Musical “Evita” ankündigte, glaubten seine Zuhörer am Höhepunkt des Abends angekommen zu sein. Maurice Ravels “Bolero”, ein Stück, geschrieben für ein Orchester, arrangierte de Hoyos für ein Instrument: seine Gitarre. Dieses unglaubliche Hörerlebnis würdigte das Publikum mit stehenden Ovationen. Seine Reise führt ihn nun vom Haff über den großen Teich nach Los Angeles, Dallas, New Orleans und schließlich nach Hawaii. Der sympathische Mexikaner versprach jedoch, wieder zu kommen. Vielleicht hilft das “Apres Konzert” dabei.
Denn Holger Brandstädt teilte der Haff-Zeitung folgenden Nachtrag zum Konzert mit: “In der Kirche waren 200 Leute, und er kann nicht nur 400, sondern 600 Stücke aus dem Stand spielen, was er nachts um dreiviertel Zwei in meiner Küche unter Beweis stellte. Unglaublich!”

von Gabriele Heyden
Nordkurier