Paul Hoorn und Andreas Zöllner

08.11.2004
Gasthaus "Zum Mühlengraben"
Dorfstraße 47 in 17398 Bugewitz

Zeitlose Poesie rund um die Winterreise -
Schuberts Liederzyklus ganz neu in Bugewitz

Paul Hoorn und Andreas Zöllner (von links) beeindruckten im „Mühlengraben“ mit intensiver und melancholischer Musik.Kurierfoto: Segeth

Nordkurier vom 8.11.2004
Von unserem Redaktionsmitglied
Andreas Segeth
Bugewitz.
Keine leichte Kost servierte am Freitagabend das Dresdner Künstler-Duo Paul Hoorn und Andreas Zöllner dem Publikum im Bugewitzer „Mühlengraben“. Ihr Programm „Drei Sonnen sah ich am Himmel stehn“ beschäftigte sich mit der „Winterreise“ von Franz Schubert und Wilhem Müller und spann deren Faden gleichsam weiter, indem Lieder und Texte weiterer Künstler ins Programm eingebunden wurden. Der Chansonabend drehte sich um Themen wie das Verrinnen der Zeit, Resignation und Hoffnung, Erstarrung und Schmelze.
Der Sänger Paul Hoorn sieht sich dabei nicht in der Tradition des klassischen Gesangs: „Die meisten ausgebildeten Sänger achten nur darauf, dass es gut klingt. Ich versuche aber, das Wesen der Lieder zu erfassen“, sagt er. Das gelang ihm durch Intensität und Kraft und Behutsamkeit. Erstaunlich, wie die bisher geglaubten Grenzen zwischen den verschiedenen Schöpfern der Kunstwerke verschwanden. Neben den klassischen Liedern Franz Schuberts sang er auch Lieder von Tom Waits, Wladimir Wyssotzkij oder Jacques Brel.
„Wir erzählen Geschichten von Lebendigkeit, aber auch von Trauer, die durch Lebendigkeit überwunden wird“, sagt Paul Hoorn. Die Musik war anstrengend und klug, die etwa 60 Gäste hörten keine Lieder zum Zurücklehnen oder Gassenhauer zum Mitklatschen. Das Programm forderte die ganze Aufmerksamkeit und Konzentration. Aber wer sich darauf einließ – und das taten die Bugewitzer – durfte zeitlose Poesie erleben.
Von der Atmosphäre in der Bugewitzer Kneipe zeigte sich Hoorn überrascht. „Unsere Musik ist ja nicht gerade leichte Muse und trotzdem waren so viele Leute hier. Ich freue mich, dass ich hier gewesen bin“, sagte er nach dem Konzert. Der Sänger gehört wie Andreas Zöllner zur Dresdner Künstlergruppe „Das blaue Einhorn“. die übrigens am 9. Januar, wieder auf Einladung des Kulturvereins Weitblick, in der Ueckermünder Kreuzkirche zu hören sein wird.
www.dasblaueeinhorn.de