Tino Eisbrenner - unplugged

16.01.2004
Gasthaus "Zum Mühlengraben"
Dorfstraße 47 in 17398 Bugewitz

Kommt, laßt euch was einfallen!

Volles Haus im Bugewitzer Gasthaus “Zum Mühlengraben”. Tino Eisbrenner und sein Gitarist André Drechsler sorgten bei ihrem Unplugged-Konzert für viel Stimmung bei den Besuchern im Saal.
Tino Eisbrenner geht mit Bugewitzer Publikum auf eine musikalische Reise durch zwei Jahrzehnte
Nordkurier, Redaktionsmitglied Veronika Müller

Bugewitz. Es kommt sicher nicht oft vor, dass das Publikum im Saal dem Künstler auf der Bühne ein Ständchen bringt, um noch eine Zugabe zu erhalten. Tino Eisbrenner jedenfalls hat es am Freitagabend im Bugewitzer Gasthaus “Zum Mühlengraben” geschafft – und die Fans auch: Es gab für sie noch drei weitere Songs als Draufgabe.
“Eisbrenner Unplugged” war eine Reise durch die Vergangenheit der letzten 20 Jahre. Angefangen hatte es 1984 mit der Band “Jessica” und Songs wie “Ich such einen Traum” und “Ich beobachte Dich”. Titel, nicht nur eingefleischte Eisbrenner-Fans auch heute noch mitsingen können. Das Bugewitzer Publikum war der beste Beweis dafür. Bereits nach drei Liedern war der Funke übergesprungen und der 41-Jährige in seinem Element. “Kommt, lasst euch etwas einfallen,” forderte er die Zuhörer auf, zu seiner Mundharmonika-Weise einen Text zu finden. Und so wurde aus einem zögerlichen la, la, la ein stimmgewaltiger Chor- zwar immer noch ohne richtigen Text, aber der Künstler gab sich zufrieden.
Und so ging es munter weiter. Ein Konzertabend, der nicht langweilig wurde, denn der stete Wechsel zwischen bekannten Hits, die so richtig einheizten, und ruhigen, besinnlichen Liedern hielt alle in Atem.
Mit Charme und Augenzwinkern erzählte Eisbrenner immer wieder auch Vorgeschichten zu seinen Songs oder flirtete ganz einfach mit dem Publikum vor der Bühne. Die hatten ihren Spaß und nahmen auch die mit einem kecken Lächeln vorgetragenen Spötteleien über die “doch noch ganz gut erhaltene” DDR-Einrichtung des Auftrittsortes nicht übel.

Das volle Programm

“Ich kannte bis heute den Ort Bugewitz wirklich nicht”, sagte Tino Eisbrenner nach dem Konzert. “Und als wir herfuhren, hatten wir wenig Hoffnung, dass viele Leute hier auf uns warten würden. Aber das, was wir dann sahen, hat uns fast umgehauen. Volles Haus und dann noch diese Begeisterung – da bin ich begeistert.” Und froh, dass er diesen Termin doch nicht abgesagt hatte. “Denn noch am Morgen war alles offen. Ich bin fürchterlich erkältet und konnte kaum piepen. Dann haben wir überlegt, ob wir eine Lesung mit Musikeinlagen anbieten können, damit die Besucher nicht ganz umsonst gekommen wären. Aber das haben wir einfach nicht übers Herz gebracht, als wir hier in Bugewitz eintrafen.”
Und so hat Eisbrenner mit seinem schon aus “Jessicas” Zeiten bekannten Gittaristen André Drechsler das volle Programm abgeliefert. Und nicht nur das. Tempramentvoll und energiegeladen ließ er ein Feuerwerk abbrennen, als gäbe es die “dicke” Erkältung überhaupt nicht. Als er später “Himmelblau” anstimmte, war sie da, die Lebensfreude pur – auf beiden Seiten. Das Publikum, von denen einige kein Eisbrenner-Konzert verpassen, sang einmal mehr aus voller Seele und Kehle mit, sehr zur Freude des Künstlers. Ruhig hingegen wurde es, bei “Mexiko”, einem nachdenklichen Song von der am 28. Februar erscheinenden CD “M.a.n.g.o”.
Als dann die Geschichte vom kleinen “Luca” und seiner ersten großen Liebe erklang, war er förmlich zu spüren: dieser “das kenne ich, bei mir war das ähnlich”-Effekt, der am Abend immer wieder bei den Zuhörern aufblitzte.
Das ist es wohl vor allem, was den Reiz eines Eisbrenner-Konzerts ausmacht – es sind die Geschichten aus dem Leben, die Geschichten der ganz normalen Leute, die er erzählt.
Da macht auch sein allerletzten Lied “Fragile Zerbrechlich”, das er an diesem Abend in Bugewitz sang, keine Ausnahme. Denn es erzählte davon, wie zerbrechlich wir alle letztlich sind. Mit dem Wunsch, auf sich aufzupassen, sich vielleicht in Bugewitz wiederzusehen, verabschiedete sich Eisbrenner vom Publikum im ausverkauften Saal: “Es hat mir wirklich richtig viel Spaß gemacht. Irgendwann und irgendwo sehen wir uns auf jeden Fall wieder. Und Bugewitz ist ab jetzt auch kein unbeschriebenes Blatt mehr in meinem Kalender”, strahlt Eisbrenner, während er fleißig Autogramme schreibt.